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Neubau Leipzig

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Das Grundstück des ehemaligen Löhrs Garten und des späteren Robotron Kombinates beheimatet nun den neuen Sitz der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – (SAB) in Leipzig. Mit Baubeginn im Jahr 2016 wurden viele Veränderungen auf dem Gelände vorgenommen, bis die ersten SAB-Beschäftigten im Juli 2021 das Gebäude beziehen konnten. Was zeichnet den Neubau der SAB aus und macht ihn so einzigartig und besonders?

Säulengarten und Bürogebäude

Stützenfeld von 159 Säulen definiert wird. Beton-Säulen mit Durchmessern von 40 bis 110 cm strukturieren dieses. Die auf die Säulen aufgesetzten Dächer, die sogenannten Canopies, bilden die Dachlandschaft über dem Forum und gehen in das Dach des Gebäudes über. Sie befinden sich in durchschnittlich 20 Metern Höhe und prägen in Zusammenspiel mit den Säulen den Charakter des Forums. Zusätzlich zu dem Säulengarten befinden sich vier „green squares“, das heißt Pflanzinseln, auf dem Außengelände der SAB. Die Begrünung des SAB-Neubaus umfasst zudem das extensiv begrünte Dach mit der „Weißen Fetthenne“ sowie 34 Bäume verschiedenster Arten, unter anderem Spitz- und Blutahorn, Ginkgobäume oder Blutpflaumen, die um das Gebäude herum gepflanzt wurden. Der kreisförmige „mirror pool“, der Wasserspiegel im Forum, wird durch eine seichte Vertiefung im Boden erzeugt und dient der Spiegelung der Säulen und Canopies. Ebenfalls sind in der Gerberstraße sechs "Stolpersteine" aus Messing, in Gedenken an die jüdische Familie Zellner, an ihren vorherigen Standorten wieder eingebaut worden.
Das Bürogebäude bietet auf insgesamt vier Obergeschossen Platz für bis zu 500 Arbeitsplätze. Das Innendesign orientiert sich an moderner Architektur mit hellen Farben. Neben unverputzten Betonwänden und einem aus Marmor geschliffenen Treppenaufgang ist ein wichtiger Designfaktor der Einsatz von Holz. Folglich wird ein natürliches und beruhigendes Arbeitsumfeld geschaffen.

Neue Arbeitswelten

Mit ihrem Neubau geht die SAB auf die Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Beschäftigten hinsichtlich einer zeitgemäßen flexiblen Arbeitsgestaltung ein. Bei der Innenraumgestaltung wird praktisch umgesetzt, was gemeinhin unter dem Begriff „Neue Arbeitswelten“ gefasst wird: ein ganzheitliches Arbeitsumfeld, das unterschiedliche und spezifische Nutzungszonen für die verschiedenen Aktivitäten der Arbeit ausweist. Ausgehend von zahlreichen Workshops mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Unterstützung von Experten sind „Prototypen von Beschäftigten“ (Personas) und Tagesabläufe mit unterschiedlichen Raumtypen und -modulen identifiziert und abgeglichen worden. Entstanden ist so ein idealtypischer Arbeitstag der Personas mit den Herausforderungen der flexiblen Arbeitswelt. Mit diesem Wissen wurden verschiedene Module und Raumtypen für den SAB-Neubau wie u. a. Flex Office, Alkoven, Silent Room, Think Tank oder Open Space vorgeschlagen und letztlich auch umgesetzt.

Vom Schmuckgarten zum SAB-Neubau

Das Grundstück, auf dem heute der SAB-Neubau steht, war einst ein wichtiger Teil der Leipziger Lust- und Schmuckgärten. Der Entwurf des SAB-Gebäudes durch das Londoner Architekturbüro ACME versteht sich als Neuinterpretation des von Johann Dauthes (1749 – 1816) an diesem Ort angelegten Löhrs Garten. Der Bankier und Kaufmann Eberhard Heinrich Löhr (1725 - 1798) ließ mit seinem Garten einen der ersten bürgerlichen, landschaftlich gestalteten Parks Deutschlands anlegen, der einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Gestaltungsweise erfolgte in Adaption der höfischen Landschaftsgärten in Wörlitz und Gotha sowie in Anlehnung an englische Adelssitze. Auf sumpfigen Gelände wurde Löhrs Garten gänzlich neu mit anspruchsvollen Tief- und Wasserbauarbeiten errichtet. Die Gartenanlage sollte sowohl zum Nutzen als auch Vergnügen dienen. Betreten wurde der Garten durch ein dreiflügeliges Gartenpalais und den durch eine Kolonnade begrenzten Innenhof. Es schlossen sich u. a. eine lange, von Kastanien gesäumte Hauptallee, eine Lindenallee sowie eine Orangerie an. Bereiche für die wirtschaftliche Nutzung, dem Anbau von frischen Kräutern und Gemüse sowie Obstbäume, nahmen einen beträchtlich Teil der Gesamtanlage ein. Unterstrichen wurde die Schönheit der Gartenanlage durch die Bepflanzung mit teils kostbaren und wetterempfindlichen Pflanzen, Gewächsen aus Übersee, wie Kanadische Pappeln und Amerikanische Fichten, wie auch durch fremdländische Wasservögel, die auf dem unregelmäßig ausgeführten Teich gehalten wurden. Die Insel des Teichs konnte über eine hölzerne Brücke betreten werden. Die Insel wurde wegen ihrer spiralförmigen Gestaltung auch als „Schneckenberg“ bezeichnet. Als eine Art Vergnügungspark wurde der Garten regelmäßig umgestaltet. Abbildungen aus der Zeit verraten uns, welchen Vergnügungen man in der Anlage nachkommen konnte: So war es den Besuchern möglich, eine Bootsfahrt auf dem großen Teich zu unternehmen oder durch den gesamten Garten zu spazieren, vorbei an ungemein anmutigen Irrgängen sowie Nischen und Pavillons, welche am Ufer der Parthe entlang der „ContraAllee“ angelegt wurden und eine freie Aussicht über den Fluss gewährten.

Das Robotron Kombinat Leipzig

Wo sich heute die SAB befindet, stand von 1969 bis 2012 ein Verwaltungs- und Schulungszentrum des ehemaligen Kombinats Robotron, der auf Datenverarbeitung und Elektronik spezialisierten „Hightech-Schmiede“ der DDR-Wirtschaft. Von den Leipziger Architekten Rudolf Skoda und Ulrich Quester entworfen, galt der in industrieller Montagetechnologie errichtete Vorgängerbau unter Architekturkennern als ein stilistisch konsequentes Exemplar der „Ostmoderne“. Im Robotron Schulungszentrum Leipzig wurde die Ausbildung an der DDR-Computertechnik zentral durchgeführt. Die Lehrgänge für Mitarbeiter des Kombinats Robotron aber auch anderer Firmen sowie künftige EDV-Lehrkräfte bestanden aus Vorträgen, Seminaren und Praktika. Bis 1980 wurden 170.000 Teilnehmer aus 18 Ländern in 250 verschiedenen Lehrgängen ausgebildet. Im Gebäude waren u. a. 25 Praktika-Kabinette untergebracht, Messlabors und ein Filmsaal mit Simultanübersetzung in fünf Sprachen. Zum Schulungszentrum gehörte neben einer Betriebsgaststätte auch ein Internat als Wohnraum für die Lehrgangsteilnehmer. Das Robotron Kombinat Leipzig wurde im Jahr 1990 aufgelöst.

Die Robotron-Wandreliefs im SAB

Der Vorgängerbau der SAB, das Kombinat Robotron, galt wegen seiner in industrieller Montagetechnologie errichteten Bauweise als ein stilistisch konsequentes Exemplar seiner Zeit. Entworfen wurde das Gebäude von den Leipziger Architekten Rudolf Skoda und Ulrich Quester. In der DDR wurden Funktionsbauten für Staat und Wirtschaft regelmäßig mit Werken „architekturbezogener Kunst“ ausgestattet, die zumeist extra für den jeweiligen Standort entwickelt und beauftragt wurden. Im Robotron-Gebäude hatten auf diese Weise die vier Etagenfoyers am Haupttreppenhaus raumhohe Wandreliefs erhalten. Autoren der inhaltlich korrespondierenden Bilder waren Rolf Kuhrt, Arno Rink, Frank Ruddigkeit und Klaus Schwabe, vier damals noch „junge Künstler“, denen mit dem vom Künstlerverband vermittelten Kollektivauftrag der Start in die freiberufliche Künstlerlaufbahn erleichtert werden sollte. Die Autoren entschieden sich für Malereien auf bewegtem Untergrund. Der als Bildhauer ausgebildete Klaus Schwabe modellierte die plastischen Untergründe aus Gips, während Kuhrt, Rink und Ruddigkeit dann auf je einer der Flächen malen sollten; Schwabe selbst malte schließlich ebenfalls. Inhaltlich reflektieren die Reliefs die spezifische Funktion des Robotron-Gebäudes auf fast schon überdeutliche Weise. In unterschiedlichen Abstraktionsgraden wurden alle gängigen Fortschrittsmotive kombiniert: Atomkraft, Kybernetik sowie die Eroberung des Kosmos schlagen den visionären Grundton an.
Als wichtige Vertreter der „Leipziger Schule“ haben die genannten Künstler heute internationales Renommee. Ihre für das Robotron-Gebäude geschaffenen Frühwerke wurden deshalb unter Denkmalschutz gestellt und beim Rückbau des Verwaltungskomplexes mit großer Sorgfalt geborgen. Die Entscheidung, die Reliefs nun im Neubau der SAB neu zu platzieren, ist von der Absicht getragen, an die Vorgeschichte des Standortes zu erinnern, die unter anderem vom Vorgängerbau maßgeblich geprägt wurde. Außerdem sollen diese markanten Werke Leipziger Künstler den Kunstliebhabern der Stadt nicht nur erhalten, sondern überhaupt erstmals öffentlich bereitgestellt werden. Aus Platzgründen können nur drei der vier Wandreliefs in der SAB präsentiert werden. Der restauratorische Prozess, der mit der überaus komplizierten Bergung der fragilen Bildwände begann, erfolgt durch eine Expertin vor Ort. Er ist nicht frei von Risiken, was insbesondere die Festigkeit des tragenden Untergrunds und der Malschichten betrifft.

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